Die Kunst ist ein Weg des Geistes - Die Natur bietet uns die Gelegenheiten.
Maurice Denis 1870-1943
Schwarzwald Winter - Fototour mit meinem Freund und Fotograf Thomas Zilch.
Wir mussten mal wieder raus, raus aus dem Home-office, uns wieder den Wind um die Nase pfeifen lassen, die Kälte, das Wetter und die Natur mit jeder Faser des Körpers spüren. Nachdem unsere letzte gemeinsame Fototour an den Ammersee und ins Berchtesgadener Land schon einige Monate zurücklag, war es wirklich mal wieder Zeit…
Es sollte wieder der Schwarzwald werden. Das Wetter war toll, es lag eine Menge Schnee und auf Grund der Niederschläge und der Kälte der letzten Tage rechneten wir auch mir viel Wasser und auch Eis in und an den Wasserfällen.
Tag 1
Los ging es an einem wunderschönen Freitag bei richtigem Bildbuch-Winterwetter. Als erstes Ziel hatten wir uns den Triberger Wasserfall vorgenommen. Dieser fällt in mehreren Kaskaden über steile Felsen. Ganz unten befindet sich ein Aussichtspunkt, an dem man nah an die tobenden Wassermassen herankommt. Auf Grund der Menge des Wassers war viel Gischt in der Luft, die Geländer waren dick vereist. Links und rechts am Wasserfall hingen dicke Eiszapfen. Beim Fotografieren mussten wir immer darauf achten, vor der Auslösung die Wassertropfen vom Filter zu wischen. Das war gar nicht so einfach, weil es sehr kalt war und die Tröpfchen gerne festfroren.
Neben den üblichen Zentralperspektiven, die man bei Fotoausflügen eben so macht, wollten wir diesmal auch ganz gezielt Eis und andere Strukturen mit langer Brennweite und langer Belichtungszeit fotografieren. Es gelang uns so sehr gut, Strukturen zu isolieren, indem das fließende und sprudelnde Wasser mit längeren Belichtungszeiten gebändigt wurde.
Am Nachmittag ging es dann zum Menzenschwander Wasserfall. Der Weg entlang des Wassers war dick vereist und recht schwer zu begehen. Die Schneeketten für die Wanderstiefel hatten wir schlauerweise im Auto gelassen… Aber wir kamen auch so voran. Am Ende der kleinen Schlucht hatten wir nach einer kleinen Wanderung die Gelegenheit, mit langer Brennweite einzelne Bäume in einem weiten schneebedeckten Tal aufzunehmen. Hier entstanden ein paar schön minimalistische Landschaftsbilder.
Doch der erste Tag war noch lange nicht vorbei: Vor ein paar Wochen besuchte ich den Dom in St. Blasien und war von der Architektur sehr beeindruckt. Ich wollte unbedingt nochmal hin. Besucht man einen Ort mehrmals - sieht man "anders". Sakrale Architektur kann sehr beeindruckend sein - wenn sich große Baukunst und hörbare Stille vereinen entsteht ein magischer Zauber.....
Weiter ging es hoch zu den Wetterbuchen auf dem Schauinsland. Es war viel los und die Schneeflächen waren durch die vielen Spaziergänger nicht mehr unberührt, aber auch hier konnten wir eine schöne Ausbeute verzeichnen.
Tag 2
Neuer Tag - neues Fotoglück! Diesmal am bekannten Geroldsauer Wasserfall. Auch hier rauschten die Wassermassen tosend in das Becken, in dem sich ab und an auch mal Kajakfahrer tummeln. Nur nicht an diesem kalten Wintertag. Nachdem wir die "Standardansicht" gut fotografiert hatten, wanderten wir noch ein gutes Stück am entlang Grobbach aufwärts und entdeckten eine Menge wunderbarer Motive mit erstarten, kleinen Eisskulpturen. Zu unserer Verwunderung waren wir an diesem Samstag fast allein unterwegs, obwohl Petrus sehr gute Laune zu haben schien.
Die Disziplin liegt im Fokus - es gibt nichts anderes.
Joe Zawinul 1932-2007
Das nächste Motiv ist eingefleischten Schwarzwald-Fotografen ebenfalls sehr gut bekannt: Der Gertelbach. Da die Zufahrt zur oberen Location Corona-bedingt gesperrt war, sahen wir uns den unteren Teil des Gertelbaches genauer an. Auch hier war es vorteilhaft, dass der Bach viel Wasser führte und auch hier fanden wieder einige schöne Detailaufnahmen einen Platz auf unsere Speicherkarten. Der Menschenandrang war an diesem Nachmittag recht hoch, so dass wir uns nicht übermäßig lange am Gertelbach aufhielten.
Unser Weg führte uns zum Ende des Tages in die Gegend von Rastatt, wo wir in den Rheinauen nach schönen Sonnenuntergangsmotiven suchten. Der Rhein führte noch Hochwasser, und wir fanden prompt eine Stelle, wo der Auenwald überschwemmt wurde, bevor das Hochwasser dann zu einer spiegelglatten Fläche gefor. In Verbindung mit dem goldenen Licht der untergehenden Sonne konnten wir einige schöne Motive finden
Tag 3
Am letzten Tag unserer Tour wollten wir den Sonnenaufgang auf der Hornisgrinde erleben. Die
Hornisgrinde ist ein etwa 1100 Meter hoher Berg, von dem aus man einen wunderbaren Ausblick in alle Richtungen genießen kann. Der Weg vom Parkplatz ist gut und in relativ kurzer Zeit zu bewältigen. Spannend war nur, dass das Thermometer -18 Grad zeigte und laut Wetterbericht ein starker Wind mit etwas 80 Kilometern pro Stunde wehte. Mein Chillfaktor-Rechner machte daraus eine gefühlte Temperatur von -35 Grad! Aber wenn man das vorher weiß, kann man sich gut einpacken. Gesagt, getan. Wir waren gut eine Stunde vor Sonnenaufgang oben. Das große Gipfelplateau mussten wir uns nur mit zwei weiteren Fotografen teilen. Es war eiskalt und der Wind war so, wie ihn der Wetterbericht vorhersagt hatte. Der Himmel war wolkenlos und zeigte im Südosten schon eine wunderschöne Färbung, die vom bevorstehenden Anbruch des neuen Tages kündete. Das spannende an solchen Situationen ist, dass sie einen als wunderbare Naturerfahrung völlig überwältigen und dass auf Grund der Witterung und der Geschwindigkeit, mit der sich das Licht verändert, wenig Zeit bleibt, um ein Bild zu komponieren. Und wenn der Wind brutal am Stativ zerrt, werden auch kurze Langzeitbelichtungen zum spannenden Wagnis.
Im Auto gab es bei aktivierter Sitzheizung erstmal eine kräftige Brotzeit, bevor es weiterging zum Burgbachwasserfall bei Bad Rippoldsau. Dieser Wasserfall war ein Highlight: Das Wasser stürzte an einer 30m hohen Felswand herab, die komplett mit flächigem Eis und Eiszapfen in den unterschiedlichen Ausmaßen bedeckt war. Hier boten sich uns einige atemberaubende Motive. Nebenbei kamen wir noch mit dem Drohenpiloten Jonathan Goerke ins Gespräch, der mit einer selbst gebauten FPV-Drohne Filmaufnahmen nah am Wasserfall machte. Seine Youtube-Videos sind wirklich sehenswert: https://bit.ly/3btAbEo
Als letzte Location des Tages und auch dieser Fototour machten wir uns auf den Weg zum nahe gelegenen Glaswaldsee. Dieser kleine See liegt etwas versteckt hoch im Wald und war mit seiner gefrorenen und von Schnee bedeckten Fläche sehr schön anzusehen. Wir saßen eine Zeitlang quatschend in der Sonne auf einer Bank bevor wir uns wieder an den Rückweg zum Auto machten.
Fazit
Die drei Tage mitten im Winter des Naturpark Schwarzwald waren eine wunderbare Erfahrung, von der wir sicher lange zehren werden….
A big thank you for Peter Hillert's Music " Moonflower"